Kategorie: Nicht kategorisiert

  • 24.05.2025

    Frühjahrsupdate

    Habt ihr euch schon gefragt, wann endlich mal wieder ein neuer Blog-Beitrag kommt? Oder die versprochenen Fotos vom Femundløpet? … ja, ja, ich mich auch… bzw. nein, nicht ganz. Zumindest weiß ich, woran es liegt, dass ich die euch immer noch schuldig bin. Wir haben nämlich schon seit Monaten mit unserer Homepage zu kämpfen. Trotz Erweiterung des Speicherplatzes lassen sich keine neuen Bilder hochladen oder neue Seiten erstellen. So haben wir uns notgedrungen nur mit dem Ändern der bestehenden Seiten was die Termine angeht abgefunden und arbeiten gerade fleißig an einer neuen Homepage, die dann auf einem anderen Server liegt und hoffentlich besser laufen wird.

    Aber ein kleines Update – wenn auch ohne Bilder – möchte ich euch doch mal kurz geben… nicht dass ihr denkt, wir sind eingeschlafen 🙈

    Zuerst einmal hat sich unsere Familie ein bisschen vergrößert. Ende der Saison ist Kenai von Coldnosehuskies zu uns gekommen. Er ist 1,5 Jahre und total verschmust. Eigentlich wollte ich ihn direkt mal in den Bergen testen, aber daraus ist dann nichts geworden, da mir nach 25km im Schneesturm der Schlitten gebrochen ist. Leider an einer so doofen Stelle, dass eine Reparation vor Ort nur notdürftig möglich war. Ok, Spanngurt drum kann man wohl schwerlich als Reparation bezeichnen 😅 Damit noch mehrere Tage über vereiste Trails zu fahren, hätte riskiert, den Schlitten richtig kaputt zu machen, weshalb wir schweren Herzens umgedreht sind. Irgendwie stehen meine Touren in die Berge unter keinem guten Stern. Naja, wenigstens hatte Raffi in der Woche zuvor eine schöne Abschlusstour dort.

    Der nächste Zuwachs war total spontan und ungeplant. Meine Kollegin der Tierarztpraxis hat ein Foto eines Jagdhundwelpen (Mischung aus Laika und Norrbottenspets) in unseren Jobb-Chat gepostet mit der Aussage, dass er super dringend ein neues Zuhause sucht. Raffi war gerade nicht zu Hause und ich habe ihm das Bild weitergeleitet. Keine zwei Sekunden hat die Antwort gedauert. Ich habe danach noch mit meiner Kollegin telefoniert, um etwas mehr zu erfahren. Der Welpe war zu diesem Zeitpunkt vier Monate und eine Woche alt und hatte nach dem Züchter schon drei weitere Besitzer, keiner davon, der ihn adäquat entsprechend seiner Rasse hätte auslasten können. Könnt ihr euch das vorstellen? Wie dieses kleine unschuldige Wesen in dem Alter schon herumgereicht wurde? Für uns stand außer Frage, dass er endlich ein richtiges Zuhause bekommen sollte und schon am nächsten Tag ist er bei uns eingezogen. Wir haben ihm den Namen Enzo gegeben, da dieser besser rufbar ist als sein ursprünglicher Name. Trotz seiner Erlebnisse war Enzo von Anfang an extrem lieb, aber er wies auch Verhaltensweisen auf, die ziemlich sicher von den ganzen Unsicherheiten in seinem bisherigen Leben herrührten. Nun ist er seit zweieinhalb Wochen bei uns. Und er ist angekommen. Mittlerweile weiß er, dass er hier sein Zuhause gefunden hat und sich auf seine Menschen, auf uns, verlassen kann. Er hat auch körperlich einen riesigen Entwicklungsschub hingelegt, ist enorm gewachsen und gerade voll im Zahnwechsel. Wir haben auch direkt begonnen, mit ihm Elchgerüchen nachzuspüren, nicht so schwierig, wenn die sich regelmäßig in der Nähe aufhalten. Und er macht das einfach super. Mit den anderen Hunden versteht er sich gut und praktischerweise können Laikas auch vor dem Schlitten laufen. Er wird uns also zukünftig nicht nur auf die Jagd, sondern auch auf die ein oder andere Tour begleiten 🥰

    Was es sonst noch neues gibt? Jede Menge Bauprojekte… aber soll ich die jetzt schon verraten? Ok, da ich euch ja nicht die Bilder zum Raten posten kann, eine kurze Zusammenfassung: zunächst einmal bauen wir den Kennel etwas aus. Zwei Zwinger werden hinzukommen, um auch dann Platz genug zu haben, wenn die Hundeanzahl durch mehr Oldies automatisch etwas steigt. Außerdem werden die Hunde ein Trainingsrad bekommen. So können wir sie auch dann trainieren, wenn die Trails mal wieder zu matschig oder eisig sind, um sicher und ohne Schäden für die Natur mit dem Trainingswagen/Quad rausfahren zu können. Aber natürlich kümmern wir uns nicht nur um das Wohlergehen unserer Hunde. Für unsere Gäste gibt es auch Neuigkeiten. Zum Einen richten wir zwei Camperstellplätze ein, so dass ihr im Sommer die Möglichkeit habt, alternativ zum Gästehaus direkt bei uns am Kennel zu übernachten. Und dann wird es auch noch einen Wellness-Bereich mit Sauna und Hottub geben, direkt bei den Hunden, besser geht wohl nicht 😃

    Wenn ihr jetzt auch meint, ihr solltet uns ganz dringend besuchen, dann meldet euch. Die Wintertouren 2025/2026 sind online und natürlich gibt’s auch im Sommer und Herbst jede Menge zu erleben. Wenn ihr einen kleinen Eindruck vom Winter erhaschen wollt, schaut mal auf Instagram oder Facebook vorbei. Dort haben wir gerade ein Video gepostet, dass unser Freund Markus (Markus Casutt Photography) Ende Januar/Anfang Februar gefilmt hat. Nun ist er fleißig am Schneiden, denn neben dem kurzen Promo-Video wird es auch noch eine längere Doku über unser Leben mit unseren Schlittenhunden geben. Vielen Dank Markus für die tollen Aufnahmen!

  • 26.02.2025

    Femundløpet 2025

    Zwei Wochen liegt der Start nun schon zurück, aber wie immer war zu viel zu tun, um gleich einen Bericht zu schreiben. Aber Geduld zahlt sich aus, denn nun ist er fertig. Nur auf die Bilder müsst ihr noch etwas warten, da ich noch mit dem Upload kämpfe.

    Wie alles begann

    Hier muss ich wohl sehr weit zurückgehen, aber nur so um die zehn Jahre 😂 Ihr wisst ja bereits, dass ich, seit ich „professionell“ mit Schlittenhunden arbeite, fast immer überwiegend, ausschließlich oder jedenfalls am allerliebsten Rennhunde für Langdistanzrennen trainiert habe. Selbst als wir unseren eigenen kleinen Kennel aufgebaut haben, war das Training von Beginn an so strukturiert als würde man Rennen fahren, auch wenn bis dahin noch etwas Zeit vergehen sollte. Und wenn man für Langdistanzrennen trainiert, kommt man am Femundløpet natürlich nicht vorbei. Es ist zwar nicht das längste Rennen Europas, aber von der Teilnehmerzahl das größte. Nicht, dass mir das wichtig wäre. Nein, aber die Gegend, in der es stattfindet und die Atmosphäre drum herum sind einfach der Wahnsinn. Das muss man mal erlebt haben. 

    Nachdem wir also in der letzten Saison mit unseren eigenen Hunden wieder ins Renn-Business eingestiegen sind, stand das Femundløpet ganz oben auf der Wunschliste. So haben wir schon vor mehr als einem Jahr angefangen zu planen, wie man es mit den Gästetouren macht, Handler, usw. Ich verrate euch aber nicht, dass ich auch schon vor einem Jahr begonnen hatte, einen vorläufigen Race Plan – also Fahr- und Pausenzeiten – zu schreiben 🤫 natürlich wurden all diese Planungen mehrfach über den Haufen geworfen, durch Datumsänderungen, Ausfall meiner ursprünglich geplanten Handler, plötzlich doch gültiger Impfvorschriften und nicht zuletzt natürlich durch die katastrophalen Trainingsbedingungen diesen Winter. Eigentlich habe ich immer gesagt, ich starte nicht, wenn ich nicht sicher bin, dass die Hunde die 450km schaffen. Und so war ich lange am Zweifeln, ob ich überhaupt nach Røros fahren soll. Eigentlich hatte ich mich schon fast dagegen entschieden, aber nach Gesprächen mit erfahrenen Mushern, Veterinären und Raffi, haben wir beschlossen, es einfach als Training für die Hunde zu sehen. Denn selbst wenn wir nicht die komplette Distanz schaffen, so können sie aber dennoch viel lernen. Die lange Reise nach Røros, der Start mitten in der historischen Altstadt mit gefühlt Millionen Zuschauern, die Checkpoints mit unzähligen anderen Teams, neue Trails und Streckenbedingungen… um nur Einiges zu nennen. 

    Ok, wir fahren 😊

    Das Team

    Barolo – 8 Jahre, mein Hauptleithund. Ich wusste, dass es für ihn insbesondere aufgrund seiner Größe und Gewicht bei den zu erwartenden Trailbedingungen schwierig werden könnte, das Rennen zu Ende zu laufen. Aber ohne ihn wäre ich nicht gestartet. Er ist mein Fels in der Brandung, auf den ich mich immer verlassen kann. 

    Max – 2 Jahre, Leithund in Ausbildung. Max lernt gerade, was es heißt, ein guter Leithund zu sein. Manchmal ist er etwas stur und sein Appetit könnte ganz klar besser sein, aber er sollte sich im Rennen beweisen. 

    Timon – 4 Jahre, ein Steh-Auf-Männchen. Timon gehört zu den „Rangers“ und genau wie der Papa scheint er nie müde zu werden. Egal wie weit er läuft, er steht schwanzwedelnd da und wartet – ungeduldig – dass es weiter geht. 

    Mavas – 3 Jahre, mein Hoffnungsträger. Mavas ist sehr sensibel, was sich oft auf ihren Appetit und ihren Willen, vorne zu laufen, auswirkt. Aber sie hat schon letztes Jahr im Metsjövidda Fjällrace gezeigt, dass sie im Rennen wachsen kann. 

    Pumba – 4 Jahre, der „Happy-Dog“. Zu Pumba – auch ein „Ranger“ – kann man einfach gar nicht mehr sagen, als dass er wohl der glücklichste Hund ist, den es gibt. Egal was ist, er springt immer fröhlich durch die Gegend. 

    Stella – 4 Jahre, die Maschine. Stella ist zwar nicht besonders groß, aber ein wahres Kraftpaket. Sie zieht wie eine Irre und frisst wie ein Scheunendrescher. 

    Zazu – 4 Jahre, mein Liebling. Er ist 1000% der Papa. Extrem stark im Team, am liebsten im Wheel, weiß genau, was ich denke und fühle. Ein Rennen ohne ihn: undenkbar. 

    Mose – 5 Jahre, das Kraftpaket. Mose geht immer „All in“, vielleicht nicht die beste Strategie für Langdistanzrennen. Genau deshalb wollten wir sehen, wie sie sich über die Distanz entwickelt. 

    Die Vorbereitungen

    Auch hier könnte ich jetzt wieder ganz weit zurückgehen. Natürlich stimmt man schon das ganze Training auf das Highlight des Winters ab… sofern das eben bei den Bedingungen möglich war. Abgesehen davon muss man sehr früh anfangen, zu schauen, wo man in und um Røros unterkommen kann, denn bei allein knapp 200 Teilnehmern am Femundløpet plus den anderen WM-Teilnehmern von Sprint- und Mitteldistanz, wird es wahrscheinlich irgendwann eng mit Unterkünften. Wir hatten aber Glück, ich hab ein sehr gut gelegenes Airbnb gefunden, das einen großen Parkplatz und somit genügend Platz für unseren Anhänger hatte. 

    In der letzten Woche vor Abreise hieß es dann insbesondere, alles Futter zu schneiden und in den richtigen Mengen abzupacken und Ausrüstung vorbereiten. Das mit dem Futter war leichter gesagt als getan. Ich hatte vor Aufregung so einen Knoten im Kopf, dass ich gefühlt hundert Mal nachrechnen musste, wie viel ich von welchem Snack mitnehmen muss. Außerdem konnten wir nicht so lange vorher vorbereiten, da zwischenzeitlich schon wieder Plusgrade waren und klein geschnittene Snacks natürlich schneller tauen als z.B. große Fleischblöcke. Aber nach und nach wurde alles geschnitten, Fleisch, Fett von Elch, Rentier und Huhn, Fisch und nicht zu vergessen, die Wunderwaffe Herz ❤️ und in verschieden farbige Tüten gepackt, damit man im Rennen nicht suchen, sondern nur die richtige Farbe greifen muss. 

    Bei der Ausrüstung waren unter anderem die richtigen Geschirre und Mäntel jeweils mit Ersatz sowie Booties in der richtigen Anzahl der jeweils benötigten Größen zu packen. Und natürlich die Pflichtausrüstung. Aber das ist einfach, weil man da einfach die Liste abhaken kann. Aprospos Liste: die gesamte Packliste einschließlich Klamotten und Essen für uns war auch nur vier Seiten lang bei zwei Spalten pro Seite 😉

    Die Reise beginnt

    Da wir gerne pünktlich zur Eröffnungsfeier am Sonntag den 9.2. in Røros sein wollten, planten wir unsere Abreise für den 8.2. mit einem Zwischenstopp in Östersund, um den Hunden (und dem Fahrer) eine allzu lange Reise an einem Tag zu ersparen. 

    Also um fünf Uhr aufgestanden und den Hunden eine Suppe gegeben, damit sie vor der Fahrt noch Zeit zum Verdauen hatten. Dann schnell alles Futter, das im Freezer war, eingeladen. Die Ausrüstung und Trockenfutter hatten wir schon am Vortag erledigt. Dann das Wichtigste: die Hunde 🐕 und schon konnte es losgehen. 

    Die Fahrt verlief problemlos und am Nachmittag konnten wir unser Quartier auf dem Campingplatz in Östersund beziehen. Die Hunde bekamen erst einmal etwas zu essen, da sie während der Fahrt bzw. Pause zu aufgeregt zum Essen waren. Danach ging es mit jedem eine Runde spazieren… Michelle, die meine Handlerin für das Rennen war, wurde ziemlich schnell warm dabei. Lustig ist auch, wenn man zwei Hunde gleichzeitig nimmt. Mmh, Schlittenhunde sind Zughunde… Haben sie zweifelsfrei unter Beweis gestellt 🤪 Anschließend waren Michelle und Yves einkaufen. Und kamen mit Pizza und Eis zurück. Typischer geht es wohl nicht 😉 war aber lecker. Das Eis zumindest. Die Pizza konnte es mit unserer selbst gemachten zu Hause nicht aufnehmen. Abends dann nochmal Futter und eine Gassirunde und schon war der erste Reisetag vorbei. 

    Am nächsten Morgen begann alles wie gehabt, mit Frühstück und Gassirunde für die Hunde, Frühstück für Musher und Handler und schon konnte es weitergehen. An der Grenze haben wir vorbildlich gestoppt, um die Entwurmung unserer Hunde nachzuweisen. Allerdings war Sonntag… da hat der Zoll zu. Toll! Na gut, also weiter die letzten Kilometer bis Røros. Zeitlich hatten wir es so abgestimmt, dass wir die Registrierung gleich machen konnten bevor wir noch ein Stück weiter zu unserer Unterkunft gefahren sind. Dort dann wieder das gleich Spiel, Hunde raus, Futter, spazieren gehen. 

    Am frühen Abend sind Michelle und ich noch einmal nach Røros zur Eröffnungsfeier. Aufgrund der Größe der Veranstaltung fand diese aber nicht in der Kirche statt, sondern in einer Sporthalle, was ihr leider ein bisschen das Flair nahm. 

    Warten auf den Start

    Nun hatten wir noch zwei freie Tage, bevor es Ernst wurde. Montag wollte ich noch eine kleine Runde mit den Hunden fahren, damit sie sich nach der Reise lockern konnten. Ich bekam die Info, dass der Trail vom Checkpunkt Tolga Richtung Tynset ziemlich bescheiden sei, also beschloss ich, in der Nähe zu starten und ein Stück Richtung Tolga zu fahren. Schlimmer konnte es ja nicht sein. Tatsächlich war der Trail sehr hart und eisig, da fast kein Schnee vorhanden war. Auch auf den ein oder anderen Stein musste man aufpassen. Aber es war auf jeden Fall machbar und wir genossen das Training. 

    Am Dienstag schickte ich meine Handler zum Start des 650km. Beide waren noch nie bei einem Rennen und ich dachte mir, es könne nicht verkehrt sein, wenn sie mal einen Eindruck bekommen wie alles abläuft bevor sie mich weiter mit Fragen löchern. Ich hatte unterdessen Zeit, mich noch etwas um meine Hunde zu kümmern. 

    Am Mittwoch war es dann so weit, der Start war für 11:00 anberaumt. Da ich Startnummer 166 hatte, war meine Startzeit 12:05. Allerdings musste man ohnehin schon 8:00 an einem festgelegten Treffpunkt sein. Dort wurden dann alle Autos sortiert – was circa eine Stunde dauerte – und anschließend wurde in Kolonne in die Startaufstellung in der Altstadt gefahren. Dort ließen wir die Hunde noch einmal raus. Dann packte ich den Schlitten. Wobei ich die Hälfte nochmal auspacken musste, als der Schlitten hinsichtlich der Pflichtausrüstung gecheckt wurde ✅ Nun noch umziehen und dann schon mal die Hunde anziehen. Neben den Geschirren bekamen alle Booties sowie Max und Mavas Mäntel. Und schon ging’s ans Einspannen…

    Der Start

    Wenn alle Hunde eingespannt sind, wird der Schlitten vor ein Quad gespannt, was ganz langsam bis zum Start fährt. Denn auf der Straße ist nur wenig Schnee. Ohne Unterstützung des Quads wäre es absolut unmöglich unbeschadet zum Start zu kommen. Dort wird der Schneeanker in einen Reifen eingehangen und während die Sekunden bis zum Start runterlaufen, hält einem jemand ein Mikro vors Gesicht und fragt komische Fragen… Ich hab jedenfalls nur die Hälfte verstanden. Was aber auch daran gelegen haben könnte, dass ich anderes als ein Interview im Kopf hatte 🤭

    Und schwups war es 12:05:00. Los geht‘s. Die Hunde waren hochmotiviert und rannten trotz Bremsen die Kjerkgata hinauf. Und dann kam sie. Die Kurve, vor der ich mich seit Jahren gefürchtet habe. Ich weiß nicht, ob sie dieses Mal besonders gut präpariert war oder es an „nur“ acht Hunden lag… Aber ich hab sie überlebt. Ohne mich vor hunderten Leuten und noch viel mehr am Bildschirm des Livestreams hinzulegen ☺️

    Eigentlich wird es erst nach der Kurve schwierig, da es ziemlich schnell und zum Teil immernoch kurvig bergab geht, raus aus der Stadt. Kurz nach Passieren des Stadions, wo auch der Zieleinlauf sein würde, wollten meine Hunde mal kurz falsch an ner Absperrung vorbei. Erst wollte der Anker im eisigen Trail nicht halten, dann hielt er so fest, dass ich einige Sekunden benötigte, ihn wieder loszukriegen. Aber nun waren wir auf dem Weg. 

    Etappe 1: Røros – Tufsingdalen 

    Die erste Etappe musste aufgrund Schneemangels komplett verlegt werden. Statt übers Fjäll ging es durchs Tal. Nichtsdestotrotz hatte es einige Aufs und Abs und besonders letztere hatten es in sich, da sie teils sehr steil waren und sich durch schon knapp 100 Teams vor mir (auch die 650er sind diesen Trail gefahren) sehr tiefe Bremsgräben gebildet hatten, die es schwierig machten, zu bremsen und den Schlitten kontrolliert zu steuern. 

    Auch auf der neuen Strecke war die Schneemenge begrenzt, was mir eine etwas abenteuerliche erste Snackpause einbrachte. Denn zuerst verhedderten sich meine Hunde beim Anhalten, da alle an der Seite möglichst den besten und tiefsten Schnee erreichen wollten. Als ich sie dann endlich entknotet und gerade den ersten Snack in der Hand hatte, kam ein Team von hinten und während es vorbeifuhr, lösten sich meine Anker, die man wahlweise versuchen konnte, auf Eistrail zu setzen oder im losen Schnee am Rand. Beides hatte nicht wirklich funktioniert und ich konnte zusehen, wie ich die Hunde bzw. den Schlitten aufhalte, ohne die Anker abzubekommen… ok, die Snackpause haben wir dann um zwei, drei Kilometer verschoben, um erst einmal wieder Ruhe reinzukriegen. Der Rest der auf 45km gekürzten Etappe verlief dann aber problemlos und nach etwas mehr als drei Stunden erreichten wir den ersten Checkpoint. 

    In Tufsingdalen blieben wir etwa eine Stunde, zum Snacken und Puls herunterzufahren. Bei bestem Wetter machten wir uns sodann auf den Weg nach Drevsjø. 

    Etappe 2: Tufsingdalen – Drevsjø 

    Die nächste Etappe sollte 64km betragen. Zunächst ging es wieder ein bisschen auf und ab, wobei ich mich zugegebenermaßen gar nicht mehr an die Details erinnern kann 🙈 aber was ich noch sehr genau weiß, ist die magische Atmosphäre als der Vollmond zwischen den Wolken hervorlugte. Nur kurz konnte er uns auf unserem Weg begleiten, bevor die Wolken die Vorherrschaft übernahmen. Aber diese wenigen Minuten waren einfach atemberaubend. Genau solche Momente sind es, für die man all die Strapazen auf sich nimmt. Allein mit meinen Hunden, um uns herum nur die unbeschreibliche Schönheit der Natur. 

    Später verlief der Trail etliche Kilometer über einen See, was einem wie eine Ewigkeit vorkommt. Danach sind dann noch knapp 20km, die man rein und raus aus dem Checkpoint fährt, so dass man hier auch Gegenverkehr haben konnte, was meine Hunde mit Bravour gemeistert und daraus sogar neue Motivation gezogen haben. Kurz vor 21 Uhr kamen wir in Drevsjø an, wo ich plante, die Pflichtpause zu nehmen, also sechs Stunden plus 25 Minuten Zeitausgleich. 

    Checkpoint Routine: als erstes leint man die Hunde mit dem zweiten Schneeanker aus. Auf dem Weg zurück bekommen sie die ersten Snacks und ich löse die Tuglines, quasi das Pausenzeichen. Parallel ziehe ich die Booties aus. Anschließend Mäntel an und Stroh verteilen, damit sie es bequem haben. Nun den deponierten Checkpoint Bag und Wasser holen, um den Hunden essen zu kochen. Während ich auf das Wasser warte, checke ich die Hunde, massiere Gelenke und verspannte Muskeln. Dann gibt’s Essen. Während die Hunde essen, packe ich die neuen Snacks für die nächste Etappe in den Schlitten, damit schon alles vorbereitet ist. Die weiteren Snacks für später während der Pause und die nächsten Booties platziere ich direkt neben dem Schlitten. Nochmal schnell schauen, dass es allen Hunden gut geht und dann auf zum Auto… was ganz schön weit weg geparkt war. Yves hatte schon Essen vorbereitet. Mir war natürlich mal wieder nicht so recht nach Essen, weshalb ich nur ein paar Löffel nehmen konnte. Dann bin ich schnell in den Schlafsack gekrochen, um ein bisschen Schlaf zu bekommen. Zumindest die Uhrzeit hierfür passte gut. Nach drei Stunden sollte Michelle mich wecken, aber meine innere Uhr war schneller 😉 also fix wieder anziehen, zu den Hunden, snacken, massieren und aufwärmen für die nächste Etappe. Kurz vor dem Start noch Booties an und los geht’s…

    Etappe 3: Drevsjø – Søvollen 

    Die nächste Etappe begann mit dem schon bekannten Ende der vorherigen. Relativ zu Beginn überholte ich ein anderes Team… und war fortan fast die ganze Etappe allein unterwegs. Einmal konnte ich noch das Licht des Teams sehen als ich eine Snackpause eingelegt hatte, aber dann war ich wieder allein. Die meiste Zeit folgte der Trail irgendwelchen Forststraßen, vermute ich zumindest. Das war relativ langweilig, was aber vielleicht auch daran lag, dass es noch dunkel war und man nichts von der Umgebung sehen konnte. 

    Nach circa 50km kam dann endlich der Anstieg aufs Fjäll, für das mir Raffi noch gesagt hatte, ich solle die Aussicht genießen. Mmh, also zuerst war’s dunkel und als es heller wurde, schneite es und war sehr bedeckt. Von Aussicht war daher leider nicht so viel zu entdecken 😔

    Kurz vor Ende der Etappe wurde Barolo etwas müde und steif, so dass Max es übernahm, das Team zu motivieren. Happy erreichten wir kurz nach halb neun morgens den Checkpoint Søvollen. Hier folgten wieder die gleichen Routinen wie in Drevsjø, mit besonderem Augenmerk auf Barolo, der etwas Schmerzen in der linken Schulter und aufgrund der Fehlbelastung daraus resultierend auch dem rechten Karpalgelenk zeigte. Er bekam daher extra Zuwendung in Form von Massagen und Wärme sowie einen Check der Racevets. Währenddessen machte ich mir Gedanken ob und wie das Rennen ohne Barolo weitergehen könnte. Wir wussten schon immer, dass es nicht unwahrscheinlich ist, dass Barolo nicht das ganze Rennen laufen könnte, aber dennoch ist es wirklich schwer, seinen Hauptleithund rauszugeben und trotzdem weiterzumachen…

    Als ich mit der Versorgung der Hunde fertig war, ging es wieder zum Auto. Meine Handler hatten mir Waffeln besorgt, die ich schnell aß, bevor ich mich wieder hinlegen wollte. Und hier folgte wohl die witzigste Situation des ganzen Rennens. Ich hatte mich auf meinen Schlafsack gesetzt, die Füße draußen und Michelle gebeten, ob sie mal an meinen Schuhen ziehen könnte. Allerdings lag der Schlafsack auf der Isomatte ziemlich rutschig und alles auch noch abschüssig in Richtung der Tür. Was dazu führte, dass Michelle mich fast aus dem Auto zog, ich mich versuchte, irgendwo festzukrallen, während wir uns gleichzeitig fast totlachten. 

    Ok, nun aber schnell zwei Stunden schlafen… Nix da, um die Zeit kann man doch nicht schlafen. Zumal wenn man erst mal auf dem Handy checkt, wie der Stand der 650er ist und was der Rest der 450er macht 🙈 Ich hab dann zwar brav das Handy weggelegt, aber an Schlaf war trotzdem nicht zu denken. Also hab ich mich etwas früher wieder angezogen, um mir noch mehr Zeit für Barolo zu nehmen, auch wenn ich eigentlich bereits wusste, dass ich ihn rausnehmen werde. Als ich ihn zum Spazieren und Aufwärmen ausspannte, war der Rest des Teams plötzlich hellwach und wollte unbedingt weiter. Aber erstmal gab es natürlich noch einen Snack. Dann ließ ich Barolo von einem der Racevets checken. Nachdem er nun etwas Pause gehabt hatte, konnte man feststellen, dass die Schmerzen links nicht aus der Schulter, sondern vom Ellbogen kamen. Für mich die klare Bestätigung, dass er ab nun Pause im Handlerauto bekommen würde. Die anderen konnten es währenddessen kaum erwarten, dass es weitergeht. Aber ich wollte ihnen noch etwas länger Pause gönnen, so dass ich mir mit dem Aufwärmen, Booties anziehen, etc. Zeit ließ. Kurz vor 13 Uhr starteten wir auf die nächste Etappe. 

    Etappe 4: Søvollen – Tynset

    Ursprünglich hatte ich gedacht, Mose mit Max im Lead laufen zu lassen. Aber es zeigte sich schon auf dem ersten Kilometer, dass Mose in der Rennsituation damit etwas überfordert war. Da Max schon einmal in einem anspruchsvolleren Training sehr gut im Single-Lead gelaufen ist, entschied ich mich, das auch dieses Mal zu versuchen.

    Die erste Hälfte der Etappe waren wir quasi alleine unterwegs, so dass sich auch nicht die Frage stellte, wie gut das Single-Lead wohl beim Überholen / Überholt-Werden funktioniert, was immernoch etwas Neuland für unsere Hunde ist. Denn es ist etwas ganz anderes, ob man das mit einem zweiten Team des Kennels, wo sich alle kennen, trainiert oder ob es fremde Teams sind. 

    Die Etappe begann mit einigen Aufwärts-Passagen, bevor es ordentlich bergab ging. Später überwogen aber ganz deutlich die Anstiege, zum Teil nicht so stark, aber lang gezogen, zum Teil deutlich heftiger. Abgesehen von den geräumten Straßen, auf denen man teilweise unterwegs war, war der Trail überwiegend stark durchgetreten und daher relativ schwierig zu laufen für die Hunde. Es war ziemlich warm und die Kufen schienen regelrecht am Schnee zu kleben. So kam ich nur relativ langsam voran, wobei Raffi mir durch Verfolgen des GPS mitteilte, dass das wohl den meisten, die gerade auf der Etappe waren, ähnlich ging. 

    Zwischenzeitlich hatte sich Mavas wahrscheinlich etwas vertreten und zeigte Schmerzen in der Schulter (was sich genau genommen später als Bizeps herausstellte). In Anbetracht der Trailverhältnisse und der nicht optimalen Trainingsverhältnisse diesen Winter beschloss ich daher schon unterwegs, das Rennen in Tynset zu beenden. Ich wollte einfach keine weiteren oder schwerwiegenderen Verletzungen riskieren und die Hunde sollten das Rennen happy beenden können. 

    Ich bin mir nicht sicher über die Kilometer, aber jedenfalls der letzte Anstieg hatte es noch einmal so richtig in sich. Der war gefühlt ewig lang und hatte immer wieder recht steile Abschnitte drin. Meine Hunde waren aber einfach Wahnsinn und meisterten auch das mit Bravour. Danach hatten wir allerdings etwas „Diskussionen“, weil die „Rangers“ mal wieder nicht vor bzw. hintereinander laufen wollten. Letztlich habe ich sie dann eben nebeneinander gespannt. Außerdem wollte ich Mavas eigentlich in den Schlitten setzen, um im letzten bergab Stück ihre Schulter zu schonen, aber das fand sie – harmlos ausgedrückt – eine extrem doofe Idee. So hielten wir auf den letzten fünf Kilometern gefühlt 50x an, um Leinen zu sortieren und Hunde zurecht zu rücken 🙈

    Aber nach sechs Stunden für 56km erreichten wir endlich Tynset. Das ganze Team stürzte sich auf sämtliche Snacks, die ich ihnen anbot und einige tranken sogar klares Wasser, was sie vorher noch verschmäht hatten. Da ich aufhören wollte, wurden alle Hunde noch einmal von den Vets gecheckt. Dabei wurde mir bestätigt, dass alle in einem super Zustand seien, gut hydriert und mit gutem Body Score. Mavas hätte gemäß der Vets nach einer Pause auch weiterlaufen dürfen, aber ich hatte ja bereits entschieden, dass ich aufhöre und dabei blieb es auch. 

    Bis wir an unserer Unterkunft angelangt waren, war es ca. halb elf abends glaube ich. Nun stand noch einmal Hunde versorgen an und schon hier zeigte sich, dass die Vets Recht hatten und Mavas keine Anzeichen für Schmerzen mehr zeigte. Auch Barolo war fröhlich. Der Rest sowieso. Am nächsten Morgen wären alle am liebsten gleich weitergelaufen, was mir bestätigt, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Sicherlich könnte man auch sagen, dass die Hunde dann ja auch das Rennen hätten weiterlaufen können. Ja hätten sie vielleicht. Aber mit dem Abschluss in Tynset haben sie viele positive Erfahrungen gesammelt, die Checkpoint-Routinen, das Schlafen neben vielen anderen Hunden bei ganz viel Trubel, andere Teams auf dem Trail, wissen, dass man Pause bekommt, bevor man erschöpft ist, Fressen auch unter Belastung, etc. All das sind Grundlagen für das zukünftige Training. Und es wäre es nicht Wert gewesen, diese positiven Erfahrungen um negative wie Verletzungen und Überanstrengung zu ergänzen, nur weil ich gerne die Ziellinie gesehen hätte. Die Hunde wissen nämlich nicht, wo die gewesen wäre. Sie wissen nur, dass sie Spaß hatten und eine tolle neue Strecke gelaufen sind. 

    Danke für Alles

    Zum Schluss möchte ich Danke sagen.

    Danke an meine wunderbaren Hunde, die die wahren Stars dieses Abenteuers sind.

    Danke an Raffi für all die Unterstützung auf unserem langen Weg zum Femund. Sei es im Training der Hunde, bei unzähligen Massage- und Stretchingeinheiten und nicht zuletzt die Überzeugungsarbeit, auf jeden Fall zu starten, egal was kommt. 

    Danke an meine Handler Michelle und Yves für ihre Hilfe während des Rennens. 

    Danke an alle, die dazu beigetragen haben, dass dieser Traum wahr werden konnte. 

  • 24.12.2024

    Was für ein Winter 🙄

    So gut der Sommer für das „Herbsttraining“ war, so schlecht stellt sich seit Wochen, ach Monaten der Winter dar. Anfang Oktober hatten wir mal kurz zwei oder drei Tage etwas Schnee, seitdem war es eigentlich permanent zu warm. Oder es regnete. Oder es war zumindest kalt genug, dass der Regen gefror. Für das Training eine ziemliche Katastrophe. Immer wieder mussten wir unfreiwillige Pausen einlegen, weil unsere Trainingswege einfach so glatt waren, dass es für die Hunde zu gefährlich gewesen wäre. Wenn dann Training mal möglich war, liefen sie sich trotz Booties die Pfoten kaputt, da die Wege sehr rau waren. Nun trainiere ich seit zehn Jahren Huskies, die meiste Zeit davon auch für Rennen, aber einen so hohen Bootie-Verschleiß im Herbst hatte ich noch nie zu beklagen. Was natürlich einerseits viel rausgeschmissenes Material und Geld ist, aber das größere Problem war, dass man gefühlt alle fünf Minuten die Booties wechseln musste 😬

    Und als ob wir mit dem Training nicht eh schon hinter unserem Plan lagen, so ließ sich dann die Organisation des Femundløpet den nächsten Geniestreich einfallen. Obwohl im Herbst zum Zeitpunkt der Anmeldung endgültig entschieden war, dass es keiner Tollwutimpfung für norwegische, schwedische und britische Hunde bedürfe, kam am Abend des 30.11. plötzlich die gegenteilige Mitteilung. Der Fairness halber sei zu erwähnen, dass es eigentlich nicht die Organisation des Femundløpet ist, die die Impfung fordert, sondern die IFSS, die internationale Schlittenhundevereinigung, da das Femundløpet zugleich WM ist. Allerdings hatte die IFSS bei früheren Weltmeisterschaften in Norwegen und Schweden immer Ausnahmeregelungen erlassen, da die nationalen Vorschriften eine Tollwutimpfung weder vorschreiben noch empfehlen, da es Tollwut hier glücklicherweise nicht gibt. Ganz genau genommen ist daher sogar fraglich, ob Tierärzte, die Hunde impfen, die gar nicht außerhalb von Norwegen und Schweden reisen, ohne dass es eine medizinische Notwendigkeit gibt, nicht gegen die ethischen Berufsstandards verstoßen. Aber selbst wenn man dies noch hinnehmen würde, so ist jedenfalls eine Impfung in der Hochphase des Trainings der absolut falsche Zeitpunkt. Ihr könnt euch also vorstellen, wie begeistert die meisten Musher darüber waren. Den ganzen Sonntag verbrachte ich also damit, zu grübeln, ob ich die Femund-Pläne über den Haufen schmeißen oder wirklich im Dezember impfen soll. Ich hatte mich schon fast für Ersteres entschieden, als der Wetterbericht mich doch noch einmal umgestimmt hat. Wieder war warmes Wetter, Regen und Glatteis vorhergesagt, also relativ sicher sehr schlechte Trainingsbedingungen, wenn Training überhaupt möglich sein würde. So entschloss ich mich etwas widerstrebend, die Hunde des A-Teams spontan am Montag morgen impfen zu lassen. Also wieder einmal Trainingspause.

    Inwieweit das unsere Pläne noch beeinflussen wird, wird sich zeigen. Wir haben uns die Chance offen gehalten, zum Femund zu fahren. Sollten wir aber vorher feststellen, dass wir glauben, dass es doch zu viele Trainingsausfälle waren, müssten wir diese Pläne notfalls eben doch fallen lassen.

    Seit einer Woche können wir nun endlich Schlittenfahren, längst noch nicht alle Trails, aber immerhin, es fühlt sich wieder etwas mehr nach Winter an 😉

    Und somit können wir euch aus einem winterlichen Lappland Weihnachtsgrüße senden und euch einen tollen Start ins neue Jahr wünschen 🎅🏻🎄🥳

  • 30.09.2024

    8 Tage Huskies, Kälte & Aurora Borealis

    Dieses Mal wird es kein Bericht über eine bestimmte Tour, sondern eine Beschreibung wie diese Tour meistens aussieht, wobei in der Realität dann doch jede Tour etwas anders ist. Dies kann an widrigem Wetter oder den Wünschen unserer Gäste liegen, vielleicht auch an anderen ungeplanten Ereignissen. In jedem Fall haben, denke ich, bisher noch alle Gäste die Tour genossen, selbst wenn Tiefschnee oder Wind sie unterwegs mal an ihre Grenzen gebracht haben.

    Der Aufenthalt beginnt immer mit einem gemeinsamen Abendessen, bei dem nicht nur wir die Gäste, sondern diese sich auch untereinander kennenlernen. So besteht die Möglichkeit, die erste Neugier zu unserem Leben mit den Hunden durch Fragen mit Antworten zu stillen und insbesondere schon einmal durchzugehen, welche Kleidung im Hinblick auf die aktuelle Wetterlage für den nächsten Tag sinnvoll ist. Uns gibt dieses Kennenlernen die Möglichkeit, sich ein erstes Bild von den Gästen zu machen, was Grundlage wird, für die Zusammensetzung und Zuteilung der Hundeteams.

    Am nächsten Tag wird es ernst. Während einer von uns die Gäste abholt, bereitet der andere schon die Hunde vor. Diese warten dann am Stakeout in der richtigen Reihenfolge der geplanten Teams auf die Gäste. Auch die Schlitten stehen schon parat. Dies hat den Vorteil, dass jeder Gast sich am Anfang erst einmal auf das Kennenlernen seiner vier Hunde konzentrieren kann, anstatt von einer wild herumwuselnden Meute komplett überwältigt zu sein.
    Aber bevor es los geht, folgt natürlich erst einmal eine Einweisung. Wie funktioniert das mit dem Schlittenfahren? Was ist das Allerwichtigste? Was das Zweitwichtigste und gleichzeitig Geheimrezept zum besseren Fahren? Wenn ihr bei eurer nächsten Tour punkten wollt, dann verrate ich euch schon mal die Antworten 😉 das Wichtigste: niemals, und wirklich NIEMALS den Schlitten loslassen! Das Zweitwichtigste: bremsen!
    Weiter geht es mit den Kommandos, Geschwindigkeit, Abstand, Leinen, etc. Den meisten raucht dann hier schon ein bisschen der Kopf, aber so ganz ohne Erklärung funktioniert es leider nicht. Und dennoch braucht man sich auch nicht zu viele Gedanken zu machen. Solange man den Instruktionen von uns folgt – die wir oft auch unterwegs nochmal wiederholen/vertiefen, ist das Schlittenfahren gar nicht sooo schwierig.
    Jetzt aber endlich zu den Hunden. Jeder bekommt sein Geschirr angezogen. Auch hier ist nochmal Aufmerksamkeit gefragt, denn nicht jedes Geschirr passt jedem Hund. Zunächst einmal gibt es verschiedene Größen, die man an unterschiedlichen Farbmarkierungen an den Geschirren erkennen kann. Zusätzlich haben wir verschiedene Modelle, da je nach individuellem Körperbau, Fellbeschaffenheit und Laufstil manche Hunde besser mit dem einen, manche mit einem anderen zurechtkommen.
    Achja, Namen haben eure Hunde übrigens auch 😂 Wir verstehen, dass es bei all den vielen Informationen am Anfang noch schwer sein kann, sich die gleich zu merken, aber später am Nachmittag solltet ihr euch die Zeit nehmen, sie zu lernen, schließlich werdet ihr für die nächsten Tage ein Team sein.
    So, die Hunde sind angezogen. Seid ihr bereit? Dann kommen Handy oder Fotoapparat jetzt ganz weit weg, denn der Start erfordert volle Konzentration und zwei freie Hände. Gemeinsam spannen wir die Hunde ein. Wir fangen mit dem letzten Team an und arbeiten uns nach vorne. Ihr bleibt dann jeweils bei euren Leithunden stehen, bis auch das Guideteam fertig ist und ihr von Raffi oder mir das Zeichen bekommt, auf die Schlitten zu gehen. Und jetzt Achtung, es geht los. Aber schön nacheinander und das Bremsen nicht vergessen!
    Die ersten paar hundert Meter werdet ihr wahrscheinlich völlig überrumpelt sein von der unbändigen Power der Hunde, ihr habt vergessen wie ihr ohne Lenkrad um die Kurven steuert und irgendwie seid ihr permanent zu schnell oder zu langsam 😬 aber wartet einfach ab und versucht die Instruktionen umzusetzen. Es dauert gar nicht so lange bis ihr ein Gefühl für den Schlitten und die Bremse bekommt, ihr merkt wie das mit der Gewichtsverlagerung gemeint war und dass Bremsen euch nicht zwangsläufig langsamer, aber das Fahren besser macht. Nach ein paar Kilometern seid ihr auch wieder aufnahmefähig und könnt anfangen, die wunderbare Umgebung um euch herum wahrzunehmen, den glitzernden Schnee, die Stille, die Perfektion der Natur.
    Je nach Bedingungen fahren wir so um die 20km, plus/minus. Am Anfang des Winters, bei tiefem Schnee und schwierigeren Verhältnissen vielleicht etwas weniger, am Ende des Winters, bei schnellen Trails vielleicht etwas mehr. Für die meisten Gäste ist diese Distanz für den ersten Tag perfekt, lang genug, um sich einzufinden ins Schlittenfahren, aber nicht zu lang, um schon jetzt völlig ausgepowert zu sein.
    Zurück im Kennel dürft ihr natürlich erst einmal eure Hunde kuscheln, bevor diese dann ausgezogen werden und zurück in ihre warmen Hütten dürfen. Je nachdem, wie anstrengend es auch für die Hunde war, bekommen sie entweder gleich oder etwas später eine Suppe oder Futter, respektive bekommt ihr ebenfalls davor oder danach einen Snack (nein, nicht die gleiche Suppe 😂) und wir wärmen uns in unserer Grillkota auf. Anschließend bereiten wir die Ausrüstung für die nächsten Tage vor. Entweder beladen wir die Schlitten noch heute oder am nächsten Morgen. Das ist auch oft wetterabhängig. Danach geht es für euch zurück ins Gästehaus. Gemeinsam bereiten wir das Abendessen zu und ihr habt noch einmal Gelegenheit, Fragen für die kommenden Tage zu stellen und eure persönlichen Sachen vorzubereiten.

    Der nächste Morgen läuft ähnlich ab wie der erste, nur mit dem Unterschied, dass ihr heute nicht „nach Hause“ zurückkommt. Unsere Tour führt uns nämlich zu unserem ersten Übernachtungsplatz, entweder im Zelt oder in einer Wildnishütte. Auch hier werden natürlich als erstes die Hunde versorgt, die während der Tour an einem Stakeout schlafen. Ist es sehr kalt, bekommen sie Mäntel an, sonst genießen sie es auch einfach so im Schnee zu liegen. Danach ist Wasser holen oder Schnee schmelzen angesagt. An manchen Plätzen finden sich offene Quellen oder ein See, in den man ein Loch bohren kann, falls nicht, greifen wir auf Schnee zurück. Ihr werdet überrascht sein, wie viele volle Töpfe Schnee es braucht für eine volle Thermoskanne Wasser. Und da sind wir ja nicht die einzigen, die Wasser brauchen, auch für die Hunde wird welches benötigt. Diejenigen, die fürs Wasser eingeteilt sind, haben also ordentlich zu tun. Aber das heißt nicht, dass der Rest der Gruppe arbeitslos ist. Feuer muss angeheizt und nachgelegt werden, Fleisch gehackt fürs Abendessen der Hunde, Essen für die Gruppe gekocht und abgewaschen werden. Nicht zu vergessen, dass die Hütten meist ein Trockenklo und einen Holzschuppen haben, zu denen auch erst einmal ein Weg geschaufelt werden muss. Wenn die Basics erledigt werden, nehmen wir uns wieder Zeit für die Hunde, wir kuscheln und massieren sie und schauen uns die Pfoten auf mögliche Blessuren an – wobei man das sehr gut auch schon beim Ausziehen der Geschirre machen kann. Mit etwas Glück könnt ihr einen wunderschönen Sonnenuntergang beobachten oder es tanzen während unserer „Arbeit“ die Nordlichter über uns. Je nachdem wie wir zeitlich liegen bekommen die Hunde vor oder nach dem Abendessen noch einmal Futter. Danach passiert dann nicht mehr viel. Glaubt mir, selbst die Nachteulen unter euch werden früh todmüde ins Bett respektive auf die Isomatte fallen.

    Am nächsten Morgen ist früh aufstehen angesagt, die Hunde brauchen Frühstück. Während sie verdauen, sind wir selbst mit dem Frühstück dran, dann alles aufräumen und wieder in den Schlitten verstauen. Der Start läuft heute im Prinzip genauso ab wie die letzten beiden Tage, nur mit dem Unterschied, dass im Kennel meist noch eine zweite Person zum Helfen dabei ist und die Ketten liegen bleiben. Auf Tour müsst ihr das alleine hinkriegen und auch noch die Ketten einsammeln. Aber schließlich hattet ihr ja schon zwei Tage zum Üben 😉 Über Sümpfe und zugefrorene Seen, durch Birken- und Nadelwälder geht es weiter. Unsere täglichen Distanzen bei diesen Touren liegen zwischen ca. 25 und 60km, immer abhängig von den Verhältnissen und Wünschen der Gäste. Wenn ihr die dritte Nacht draußen „überstanden“ habt, könnt ihr euch freuen – oder traurig sein? Denn heute geht’s zurück zum Kennel. Nachdem die Hunde versorgt sind und ihr sie noch einmal ausgiebig geknuddelt habt, sehnt ihr euch wahrscheinlich schon nach der warmen Dusche im Gästehaus. Jetzt könnt ihr entspannen, denn der nächste Tag ist frei. Manche Gäste buchen noch einen Ausflug zu den Rentieren oder eine Fahrt mit dem Motoschlitten. Die meisten genießen aber einfach nur die Ruhe, schnappen sich irgendwann im Laufe des Tages die Schneeschuhe und kommen zum Kennel gelaufen, um noch ein bisschen Zeit mit den Hunden zu verbringen, sie vielleicht noch ein letztes Mal zu füttern. Aber auch wenn am nächsten Tag die Abreise ansteht, muss es ja kein Abschied für immer sein… die Hunde und wir freuen uns sicher schon auf die nächste Tour mit euch. Dann vielleicht sogar die Advanced-Variante in den Bergen?

  • 17.09.2024

    Der Herbst ist da 🍁🍃🍂

    Dieses Jahr hat der Herbst sehr früh Einzug gehalten. Schon Ende August begannen die Blätter, sich zu verfärben. Höchste Zeit also, noch mal eine Wanderung zu unternehmen 🥾

    Eigentlich hatte ich mir dafür die erste Septemberwoche und den nördlichsten Abschnitt des Kungsleden ausgesucht, aber dann wurde ich just drei, vier Tage vorher krank 🤧 Nichts Schlimmes, bloß eine Erkältung, aber die war hartnäckig. So war es dann eine Vernunftentscheidung, den Kungsleden lieber zu verschieben. Denn eine Woche allein auf einer Strecke ohne Handyempfang bei zunächst noch relativ bescheiden angesagtem Wetter in angeschlagenem Zustand kann schnell mal zu unliebsamen Situationen führen. Klar, ist man auf dem Kungsleden quasi nie ganz allein und einen GPS Notsender habe ich auch immer dabei, aber man muss ja nicht unnötig ein Risiko eingehen. Stattdessen überlegte ich, nur einen kleinen Ausflug von zwei, drei Tagen zu machen. Und da ja dann noch Zeit blieb, kam ich auf die Idee, unsere Freunde in Vilhelmina zu besuchen. Der letzte Besuch lag schon ein paar Jahre zurück und auch wenn ich ein paar Hunde zwischendurch bei einer gemeinsamen Tour gesehen hatte, so war ich doch neugierig, alle mal wieder zu sehen. Wie der Zufall so will, hatte Simone auch geplant, noch ein paar Tage mit Yentna – einer Halbschwester von Zazu – ins Fjäll zu gehen. Perfektes Timing würde ich sagen 😉

    So fuhr ich am Donnerstag der ersten Septemberwoche, die nun doch sehr warm geworden war, nach Vilhelmina. Zazu war natürlich auch dabei, schließlich sollte er mich auf die Wanderung begleiten. Den Tag nutzten wir zum Sozialisieren der Hunde und natürlich zum Quatschen. Freitag Morgen brachen wir dann Richtung Saxnäs auf. Der Plan sah eine dreitägige Tour über ca 49km vor. 

    Der erste Tag begann mit reichlich Gestrüpp 😂 Wir starteten vom Parkplatz und gingen direkt off-trail. Eigentlich sollten wir nach kurzer Zeit auf einen alten markierten Weg treffen. Aber der schien wirklich sehr, sehr alt zu sein, denn von Markierungen war weit und breit nichts zu sehen. Geschweige denn von einem Weg. So kämpften wir uns wahlweise durch knie- bis hüfthohe Büsche oder Sumpfflächen, die schnell für nasse Füße sorgten. Jedenfalls bei mir, schließlich hatte ich dieses Mal bewusst auf Goretex verzichtet und lief in Trailrunnern. Da bekommt man zwar nasse Füße, aber beim Laufen ist es sowieso warm und die Schuhe trocknen extrem schnell. Ok, nicht während man permanent durchs Wasser läuft, aber das halten ja selbst Goretex-Schuhe nicht durch. Und die trocknen anschließend gar nicht. 

    Weiter ging es also auf unserem „Weg“. Hin und wieder sahen wir mal eine Markierung, die waren aber so spärlich, dass wir permanent mit dem GPS abgleichen mussten, ob wir noch richtig laufen. Unterwegs stießen wir auf jede Menge Rentiergeweihe und ab und an auch mal auf ein Rentier. Da war aber noch gar nichts im Vergleich dazu, was am nächsten Tag noch kommen sollte. Kurz bevor wir an unserem Etappenziel ankamen, entschieden wir uns, den Weg etwas abzukürzen und „querfeldein“ zu laufen… was wir ja gefühlt eh schon den ganzen Tag taten. Wir kamen an einen Fluss, an dem wir eine Pause einlegten und beschlossen, dort nur noch einen geeigneten Platz zu suchen anstatt noch ca 1-2km weiterzulaufen zum zuerst geplanten Schlafplatz. 

    Wir fanden auch einen sehr schönen Zeltplatz zwischen zwei Armen des Flusses und just als wir die Rucksäcke absetzten, kam die Sonne raus und bescherte uns wenig später einen tollen Sonnenuntergang. Zwar war es den ganzen Tag sehr warm gewesen, glücklicherweise hatte sich die Sonne zwischenzeitlich aber hinter einigen Wolken versteckt, was zum Laufen definitiv angenehmer war. 

    Die heutige Etappe war mit 14km eigentlich nicht besonders lang, aber aufgrund des nicht vorhandenen Trails und Stapfen durch Gebüsch und Sümpfe doch recht anstrengend. So verkrochen wir uns nach dem Abendessen recht schnell in unsere Zelte ⛺️ 

    Die Nacht war ziemlich windig, so dass ich zwischendurch sogar noch Zazu‘s Tasche in den Vorbereich des Zeltes holte. Die war zwar eigentlich schwer genug, um nicht wegzufliegen und lag eigentlich eh geschützt, aber sicher ist sicher. Zazu schlief natürlich wieder bei mir im Zelt und während der Nacht schien ihn der Wind auch nicht zu stören. Am Morgen jedoch erschrak er sich öfter vor den flatternden Zeltwänden. Also entschied ich – nachdem wir eh schon mal kurz draußen waren, den Sonnenaufgang zu fotografieren – dass wir ja auch aufstehen könnten. Praktischerweise war das Zelt durch den Wind komplett trocken, so dass ich es gleich abbauen und einpacken konnte. Wir warteten bis auch Simone und Yentna aufgestanden waren und nach dem Frühstück ging es auf die nächste Etappe. 

    Relativ bald erreichten wir einen etwas besser markierten Weg. Hier warteten zunächst noch einmal viele kleine Wasserlöcher und auch ein Fluss darauf, überquert zu werden, was aber alles recht problemlos ging. Bald darauf trafen wir auf etliche Rentiere, alle Gruppen zusammen waren weit über hundert Tiere. Yentna interessierte sich kaum für sie und auch Zazu war recht entspannt, wenn er ihnen auch immer sehr interessiert nachschauen musste. Nachdem wir das Fjäll überquert hatten, ging es langsam bergab. Hier bot sich eine schöne Aussicht in ein farbenfrohes Tal. Da es allerdings wieder teils nebelig, teils bewölkt war, kommen die Farben auf dem Foto gar nicht so richtig zur Geltung. 

    Und jetzt wurde ich übrigens auch wieder daran erinnert, warum ich nicht mehr mit Zazu wandern wollte 🤣🙈 Wenn so ein kräftiger Hund wie Zazu bergab zieht, dann muss man schon sehr genau aufpassen, wo man hintritt, um nicht auf der Nase zu liegen. Wir gingen also sehr gemütlich bergab 😉

    Kurz bevor wir im Tal auf den Lapplandsleden abbogen, entdeckte Simone noch Pfifferlinge und konnte es sich nicht nehmen lassen, diese einzusammeln. Zwar hatten wir fürs Abendessen ohnehin Pilze im Gepäck, aber frische sind doch noch viel besser 😋

    Danach war der Weg deutlich besser markiert und verlief größtenteils durch den Wald, was angenehm Schatten spendete vor der nun herausgekommenen Sonne ☀️ 

    Nicht allzu lange bevor wir uns einen Schlafplatz suchen wollten, kamen wir an einen Fluss, dem irgendwie eine Brücke zum Überqueren fehlte. So etwas kommt bei kleineren Bachläufen häufiger mal vor oder bei flachem Wasser, aber dieser Fluss war schon relativ tief und floss sehr schnell. So liefen wir ein ganzes Stück flussaufwärts, konnten aber keine geeignete Stelle zum Queren finden, so dass wir zurück und dann flussabwärts liefen. Es dauerte eine Weile, aber irgendwann kamen wir tatsächlich an eine Stelle, die relativ flach war und wo wir unproblematisch durchlaufen konnten. Der Vorteil an eh schon nassen Trailrunnern ist übrigens, dass man die direkt an lassen kann 😂

    Wir liefen noch ein Stückchen weiter bis zum nächsten Fluss und schlugen dort nach 21km Tagesetappe unser Lager auf. Kaum saßen wir entspannt vor unseren Zelten, bekamen wir Besuch. Zwei Rentiere schauten neugierig vorbei. Auch heute verkrochen wir uns nach dem Abendessen schnell in die Zelte. 

    Diesmal war die Nacht absolut ruhig, man hörte nur das Rauschen des Flusses neben uns. Der nächste Morgen war dann extrem feucht. Es war so neblig, dass alle Sachen klamm und das Zelt ziemlich nass war. Naja, da es ja eh schon die letzte Nacht unserer Tour war, konnte man es auch direkt einpacken. Abgesehen davon, dass es ohnehin nicht in den nächsten Stunden getrocknet wäre.

    Die heutige Etappe begann mit einem Anstieg, der sicherlich ein tolles Panorama auf das hinter uns liegende Tal des Borgafjäll geboten hätte, wäre es nicht so neblig gewesen, dass man einfach überhaupt gar nichts gesehen hat. Aber je weiter wir nach oben kamen, desto mehr lichtete sich der Nebel, zumindest vor uns. Und plötzlich tauchte auch wieder eine Gruppe Rentiere auf und kreuzte majestätisch unseren Weg.

    Nach dem Anstieg ging es langsam auch wieder bergab und wir näherten uns wieder bewaldetem Gebiet, dass in tollen Herbstfarben erstrahlte. Nachdem wir den letzten größeren Fluss überquert hatten – diesmal auf einer Brücke 🤣 – machten wir noch eine kleine Pause am Shelter. Von hier aus sollten es nur noch ca. 4km bis zum Parkplatz sein. Die hatten es dann mit einem doch noch mal recht steilen Anstieg aber in sich. Das hatten wir auf der Karte gar nicht als so steil interpretiert. Aber was soll’s, sonst hätte man ja nichts zum Jammern 😉 Am Parkplatz angekommen ließen wir die Hunde noch etwas abkühlen, bevor wir uns wieder auf den Weg zum Kennel machten. Viel zu schnell waren die drei Tage vergangen. Aber es war eine tolle Tour mit wirklich gutem Wetter zum Wandern und toller Gesellschaft. 

    Als ich am nächsten Tag nach Hause fuhr, wurde ich schon sehnlichst von den anderen Hunden erwartet. Aber bis zum nächsten Training mussten wir uns noch zwei Tage gedulden, denn es war so warm, dass wir selbst nachts über unserem Trainingslimit lagen. 

    Zum letzten Wochenende ging es dem Gefrierpunkt entgegen… Aber was ist denn das für ein Herbst? Aktuell ist es schon wieder so warm, dass man das Training auf die Nacht oder sehr frühen Morgenstunden legen muss. Und selbst dann ist es immernoch relativ warm. Hoffen wir, dass es nächste Woche wie angekündigt kühler wird. 

  • 02.08.2024

    Wandern mit Kindern – ein Auszug aus unserem brandneuen Newsletter

    Ta-da 🤗 gestern Abend war es soweit, unser erster Lappland-Nature-Dreams Newsletter wurde versendet. Ein bunter Mix aus News, Infos, Tipps und Tricks und hoffentlich ganz viel Persönlichkeit. Du hast vergessen, dich anzumelden? Kein Problem, wenn du es jetzt machst, kann ich dir den Newsletter mit allen persönlichen Einblicken immer noch zusenden. Generell werden wir den Newsletter nicht im Ganzen auf unserer Webseite oder im Blog veröffentlichen, denn er soll bleiben, was er ist, ein E-Mail-Newsletter. Aber einige Auszüge, die normalerweise auch Themen für den Blog sind, werden wir posten. 😉

    Heute also: Wandern mit Kind – unterwegs im Vindelfjällen Naturreservat

    Schon lange hatte Raffi Joël versprochen, mit ihm in die Berge zu gehen, ins Fjäll. Wir suchten eine Tour, die man in zwei bis drei Tagen gehen konnte und die für ein viereinhalbjähriges Kind geeignet ist. So fiel die Wahl auf Ammarnäs und das Vindelfjällen Naturreservat, da dies einerseits schon Fjällregion ist, andererseits noch nicht so ausgesetzt und abgelegen, dass es zu extrem geworden wäre. 

    Zuerst stand mal das Packen an. Der Nachteil beim Wandern mit Kind: als Erwachsener musst du doppelte Ausrüstung tragen, denn kleinere Kinder sollten maximal 5-10% ihres eigenen Gewichts tragen. So hatte Joël also seine Isomatte im Rucksack, Zahnbürste, Besteck, einen Plüsch-Husky, Sandalen und seine Regenjacke, den Rest musste Raffi verstauen. Gut bepackt machten sie sich auf den Weg…

    Los ging es am Wanderparkplatz des Kungsleden in nordwestlicher Richtung. Joël war bester Laune und sang die ganze Zeit fröhlich vor sich hin. Natürlich wurden regelmäßig Snackpausen eingelegt, denn im Gegensatz zu mir, die auf Wanderungen nie die Menge an Kalorien zu sich nimmt, die empfohlen wird, wollte Joël am liebsten permanent essen. Aber verständlich, schließlich legte er ein ganz schönes Tempo vor. Über den Näsberget ging es vorbei am Näsbergstjärn bis zum ersten Etappenziel, dem Mittibergtjärn, ca. 7km entfernt vom Startpunkt. Etwas oberhalb vom See bauten Raffi und Joël das Zelt auf, bevor sie sich ein leckeres Abendessen kochten und es sich in ihren Schlafsäcken gemütlich machten.

    Der nächste Morgen startete natürlich mit einem ausgiebigen Frühstück bevor es weiterging, steil hinauf auf den Vállienjuoná. Joël war hoch motiviert und musste keineswegs angetrieben werden. Das Wetter spielte den beiden ebenfalls in die Karten, tolles Licht und nicht zu warm. Oben angekommen wurde dann auch stolz für ein Foto posiert. Nach der obligatorischen Snackpause ging es weiter über die Hochebene. Bald darauf begann der Abstieg Richtung Stor-Tjulträsket, der extrem steinig und teils schwierig zu laufen war. Fast alle entgegenkommenden Wanderer fragten ganz verblüfft, ob Raffi und Joël denn jetzt wirklich von dort herunterkämen und wie alt Joël eigentlich sei. Der lief unterdessen unbeeindruckt weiter 😃 Eigentlich wäre es nun so langsam an der Zeit gewesen, sich den nächsten Schlafplatz zu suchen, aber die beiden waren so sehr in ihrem Element, dass sie einfach immer weiter liefen. Natürlich gab es auch wieder die obligatorischen Mittags- und Snackpausen, aber für einen Schlafplatz konnten sie sich noch nicht erwärmen. So kam es, dass sie bald schon nur noch 2km vom Parkplatz entfernt waren… und dann anstelle im dichten Wald eine Lichtung zu suchen, doch tatsächlich bis zum Auto gelaufen sind, ganze 15km Tagesetappe 😬 Natürlich ist das nicht der Maßstab, den man allgemein an das Wandern mit Kindern anlegen sollte, im Gegenteil noch mehr als bei Erwachsenen muss man bei Kindern die individuellen Fähigkeiten berücksichtigen, besonders gut darauf achten, dass sie ordentlich essen und trinken, richtig gekleidet sind, nicht zu verschwitzt und nicht mit nassen Füßen laufen. Wenn man all dies berücksichtigt, können auch anstrengende Wanderungen richtig Spaß machen und bestimmt schlafen die Kinder anschließend gut 😉

  • 16.07.2024

    Ein Newsletter von Lappland Nature Dreams?!

    Noch ein Newsletter?

    Ja, das habe ich mich auch gefragt als die Idee dazu aufkam. 

    • Gibt’s nicht schon genug davon? 
    • Und löscht man sie nicht sowieso meist ungelesen, auch wenn man sie ursprünglich mal abonniert hatte? 
    • Und gibt es überhaupt genug zu berichten, wofür es sich lohnt, einen Newsletter herauszubringen?

    Nun ja… 

    • Genug Newsletter gibt es mit Sicherheit, aber zumindest kann ich mir einreden, dass viele unserer ehemaligen Gäste schon daran interessiert sind, was sich bei uns und insbesondere natürlich bei den Hunden so tut. Und diejenigen, die noch nicht da waren, bekommen ihn schließlich nur, wenn sie sich aktiv dafür entschieden haben, also muss doch ein gewisses Interesse vorhanden sein 😅
    • Die nächste Frage ist wahrscheinlich sehr typenabhängig. Ich persönlich werde wahnsinnig, wenn ich ungelesene Mails in meinem Posteingang habe – die kreisen dann wie unerledigte Aufgaben in meinem Kopf. Daher werden wichtige Mails sofort gelesen und meist auch sehr schnell beantwortet respektive bearbeitet, weil sie danach aus dem Eingang in den jeweiligen Ordner verschoben werden. Was passiert also mit Newslettern, wenn ich gerade keine Zeit oder keinen Nerv habe, sie zu lesen? Sie werden ungelesen gelöscht, ja. Aber tatsächlich nehme ich mir auch immer mal wieder die Zeit, kurz zu überlegen, ob ich Newsletter vom jeweiligen Absender wirklich jedes Mal lösche, denn dann nehme ich lieber einen möglichen Klick mehr in Kauf, um mich abzumelden, anstatt alle paar Tage oder Wochen wieder eine Mail löschen zu müssen. Es gibt aber auch Newsletter, die ich (fast) immer lese, auch wenn es nur ein schnelles Überfliegen ist, um festzustellen, ob etwas Relevantes/Interessantes drin steht, dann kommen sie nämlich auch in einen speziellen Ordner. Insofern hätte ein gut geschriebener Newsletter beim richtigen Empfänger vielleicht auch Chancen, gelesen zu werden 🤔
    • Die letzte Frage kann man eigentlich ganz leicht beantworten oder auch gar nicht. Natürlich passiert immer irgendetwas, die Welt dreht sich schließlich jeden Tag weiter – und falls nicht, wäre DAS definitiv einen Newsletter wert 😂 aber ganz im Ernst, wenn man nicht die Ambition hat, wöchentlich oder gar täglich Neues zu berichten, sondern zum Beispiel monatlich oder vierteljährlich, dann finden sich sicherlich immer genügend „News“ oder „Topics“, um einen Newsletter zu füllen. Beim Blog kommt es mir jedes Mal komisch vor, etwas zu schreiben, was nicht mehr ganz neu ist, wofür ich aber noch keine Zeit gefunden hatte, denn das widerspricht so ein bisschen dem Charakter eines Blogs. Aufgrund des anderen Formats und geplanter Erscheinungsweise eines Newsletters wäre es da doch aber ok, oder?

    Und was soll rein in den Newsletter? Das solltet eigentlich ihr als potentielle Leser beantworten… die Ideen reichen da von der Vorstellung eines oder mehrerer Hunde und ihrer individuellen Persönlichkeit, über Neuigkeiten rund um den Kennel, die Vorstellung neuer Touren oder Tourberichte vergangener Touren – vielleicht auch mal aus der Sicht eines Gastes, allgemeine Infos, Tipps und Tricks zum Leben mit Hunden bis zu Gedanken und Ideen zu nachhaltigem und verantwortungsbewusstem Tourismus – zum Schutz unserer Umwelt und unserer Tiere. Ich glaube, an Ideen mangelt es nicht… nur wenn man sich zu viel vornimmt, an der zeitlichen Umsetzung 🙈 Also, was ist euch wichtig? Was interessiert euch am meisten? Was hält euch definitiv davon ab, gleich auf den Löschen-Button zu drücken? 🗑️ Kommentiert gerne auf Facebook oder Instagram oder schreibt uns eine Mail

    Bleibt also nur noch eine letzte Frage: soll es einen Newsletter geben, ja oder nein?

  • 23.06.2024

    Mittsommer in Schweden

    Einer der wichtigsten Feiertage in Schweden ist Mittsommer, der längste Tag des Jahres, die Sommersonnenwende 💐☀️🌸

    Viele Touristen wollen Mittsommer in Schweden erleben und sind enttäuscht, dass es nicht überall rauschende Partys gibt – von Ausnahmen in großen Städten und Touristenhochburgen einmal abgesehen. Viele Schweden begehen Mittsommer traditionell im Kreise der Familie, oft in ihrer Stuga – die meisten Schweden haben noch irgendwo ein Sommerhäuschen, wo sie solche Anlässe sowie ihren vierwöchigen Sommerurlaub verbringen. Natürlich gibt es auch Feste zu Mittsommer, auch hier bei uns in Moräng. Dabei zählt aber nicht, den möglichst größten Rummel zu veranstalten, viel mehr trifft man sich zur Fika – also zB Kaffee und Kuchen, unterhält sich und schließlich tanzt man gemeinsam um die zuvor mit Birkenreißig und Blumen geschmückte Mittsommerstange. Das wohl bekannteste Lied hierzu heißt „små grodorna“ und handelt von kleinen Fröschen 🐸 googelt es doch einfach mal, ist wirklich witzig…

    Unser Mittsommer-Wochenende begann am Donnerstag Abend mit leckerer Pizza aus dem Steinofen 🍕

    Freitag ist Midsommarafton, also der Abend vor Mittsommer. An diesem Tag findet traditionell das Mittsommerfest in Moräng statt. Alles in einem kleinen gemütlichen Rahmen, aber natürlich ebenso mit leckerer Fika und dem traditionellen Tanz 💃 

    Am Abend besuchten wir dann Freunde für eine kleine Geburtstagsparty verbunden mit einem gemütlichen Grillabend am See. 

    Am Samstag erfolgte ein spontaner Gegenbesuch, da ein paar Gäste der Party gerne mal unsere Hunde sehen wollten 🐕 und ganz nebenbei saß man schon wieder gemütlich am Feuer, denn schließlich kannten sie auch noch keinen schwedischen Kochkaffee ☕️

    Währenddessen bastelte Michelle noch einen Blumenkranz für Maya, die dann als Mittsommer-Fotomodel herhalten musste. Naja, mit ein paar Leckerlis fand sie das gar nicht mal so schlecht 😂

    Und was gehört noch zu Mittsommer? Vanilleeis und Erdbeeren natürlich.

    Anschließend unternahmen Michelle und ich mit Tornado und Zazu eine kleine Trekkingtour auf den Glommersberget mit Blick über Glommersträsk zum Vithatten. Allerdings konnte man kaum stehenbleiben, da sowohl wir als auch die Hunde sofort von unzähligen Mücken, Knots und Bremsen umlagert wurden. Die Aussicht war trotzdem schön 🤩 

    Am Abend haben wir dann noch eine Elchsafari unternommen und Dank Raffis Adleraugen auch tatsächlich eine Elchkuh gesehen auf dem Bild sieht es sogar so aus als würde sie uns die Zunge raus strecken 😉

    Alles in Allem ein sehr schönes, entspanntes Wochenende. 

  • 16.06.2024

    Sommer in Lappland

    Bald ist Mittsommer, höchste Zeit also für ein Update… der traditionelle Post zum Saisonabschluss ist dieses Jahr aus familiären Gründen ausgefallen, was aber nicht heißt, dass wir unseren Gästen und Partnern und allen voran unseren wundervollen Hunden nicht wieder einmal sehr dankbar sind für eine tolle Wintersaison. 

    Und danach?

    Im Mai waren Joël und ich zwei Wochen in Deutschland, Familie besuchen. Das erste Mal seit über vier Jahren, für Joël also das erste Mal überhaupt bewusst in Deutschland. Die Reise und auch die vielen Menschen hat er tadellos gemeistert, aber spätestens nach einer Woche setzte dann doch das Heimweh ein. Bei mir ging das soweit, dass wann immer ich im Haus war – insbesondere abends im Bett – und einen Hund bellen gehört habe, ich aufgeschreckt bin und dachte, ich muss raus, schauen, was die Hunde machen, selbst wenn ich deutlich gehört habe, dass es kein Bellen eines unserer Hunde sein kann 🤔🙈

    Kaum waren wir wieder zu Hause ging es lustig weiter, denn unsere Mädels (außer zwei) hatten sich exakt bis dahin Zeit gelassen, läufig zu werden. Aber dann kam jeden oder jeden zweiten Tag eine dazu, so dass man sich jeden Tag neue Zwingerkombinationen überlegen konnte. Naja, jetzt sind dafür bis auf Blixten, bei der es die erste Läufigkeit ist und daher etwas unsicher, alle durch oder zumindest über den Peak, also alles wieder etwas entspannter 😊

    Rafiki ist nach wie vor unser Sorgenkind. Zunächst hatte sich sein Knie nach der TPLO (Kreuzband-OP) gut entwickelt, aber seit Ende April konnte man deutlich eine Instabilität im Knie sehen und fühlen. Bei meinem ersten Besuch in Töre diesbezüglich wurde es noch darauf geschoben, dass der Heilungsprozess einfach länger dauere. Auf mein weiteres Drängen mit Unterstützung unserer lokalen Tierärzte von Skogsveterinärerna Arvidsjaur wurde sich das Knie bei einem weiteren Besuch nochmal etwas genauer angeschaut und dann auch eine Meniskus-Verletzung in Erwägung gezogen. Einerseits nicht das, was man hören möchte, andererseits aber das, was mit unserem Empfinden und Ergebnissen aller Untersuchungen bei Skogsvet eher in Einklang zu bringen ist. Nichtsdestotrotz will Töre bis zu einem operativen Eingriff noch zwei Monate abwarten, bis dahin versuchen wir ihm also mit Physiotherapie zu helfen und hoffen, dass eine OP nicht notwendig sein wird. Aber realistisch gesehen wird er wahrscheinlich auch nächsten Winter nicht vor dem Schlitten laufen können 😔 falls also jemand von euch Hundephysiotherapeut ist und jetzt im Sommer noch nichts vor hat… kommt vorbei. Und falls ein Tierarzt mitliest, Skogsveterinärerna sucht noch nach Verstärkung, meldet euch gerne bei Interesse 😉

    Was hat der Sommer sonst noch zu bieten? Also dieses Jahr definitiv eine ungewöhnlich hohe Anzahl an – für Hunde potentiell tödliche – Kreuzottern 🐍 Kurz nachdem wir aus Deutschland zurück waren, hatten wir innerhalb einer Woche vier Stück direkt bei den Hundezwingern. Eine kleine, sehr aggressive saß sogar im Zwinger von Barolo und Tornado. Ich war gerade drin als die Hunde angefangen haben, „komisch“ zu bellen. Meist kann man sehr gut einordnen, welches Bellen was bedeutet. In dem Fall konnte ich es nicht und bin schnellstmöglich raus gerannt. Als ich so stand, dass ich alle Hunde sehen konnte, konnte ich es erst überhaupt nicht erkennen. Alle waren ruhig (im Nachhinein klar, denn ich war da, nachdem sie mich alarmiert hatten), kein Hinweis auf eine Rauferei, Elche oder andere Wildtiere drum herum oder Ähnliches. Ich wollte gerade zurück, um mir richtige Schuhe anzuziehen, als mir auffiel, dass Tornado irgendetwas anstarrt und Barolo sich in der Hütte verkrochen hatte. Als ich näher zu ihrem Zwinger kam, sah ich die Schlange aggressiv aufgerichtet zwischen Tür und Futternapf sitzen. Zuerst wollte ich Barolo und Tornado rauslassen, um sie in Sicherheit zu bringen, aber da die Schlange so nah an der Tür saß und schon sehr nach Attacke aussah, wollte ich nicht das Risiko eingehen, dass sie die beiden beim Vorbeilaufen angreift… oder in einen der Nachbarzwinger schlängelt. Andererseits war es alleine auch unmöglich, in den Zwinger zu gehen, um die Schlange raus zu holen, ohne dass die Hunde näher kommen. Also habe ich schnell Raffi angerufen, der gerade bei der Nachbarin war, damit er mir hilft. Ich bin dann auf die Rückseite des Zwingers, um die Hunde abzulenken, während Raffi sich vorne um den ungebetenen Besuch kümmern durfte. Anschließend hab ich noch mit Patrick von der Reptilienauffangstation in Polch kommuniziert, ob es irgendetwas gibt, was die Schlangen abhalten könnte. Aber außer einer hüfthohen glatten Wand ohne Winkel ist nichts wirklich sicher. Nichtsdestotrotz versuchen wir es aktuell mit einem Schlangenschreck, ein Teil, das in die Erde gesteckt wird und dort vibriert und Töne abgibt. Die Töne haben mich jedenfalls tatsächlich abgeschreckt. Denn als ich bei den Hunden geputzt habe, nachdem Raffi das Teil installiert hatte, hab ich plötzlich eine „Klapperschlange“ gehört. Bis ich geschnallt hab, dass das dieses Teil ist, war ich schon etwas irritiert, denn Klapperschlangen sollte es hier ja nun wirklich nicht geben 😂 bisher hatten wir seitdem auch keine Schlange mehr direkt bei den Zwingern, allerdings ist das nicht so aussagekräftig, da es danach auch deutlich kälter und regnerischer war. Und heute bin ich mit Barolo und Joël fast über eine drüber gestolpert, direkt auf unserem Trainingsweg. Quasi in letzter Sekunde konnte ich Barolo und Joël in die andere Richtung ziehen und die Schlange hat sich ins Gebüsch verkrümelt. Meinetwegen kann wieder Schnee kommen, von Kriechtieren hab ich die Nase voll 😏

    Aber der Sommer ist ja auch nicht nur schlecht… mal abgesehen davon, dass es bald wieder leckere Beeren zu sammeln gibt, bietet er auch die Möglichkeit für kürzere und längere Husky-Trekking- und Fototouren sowie bald schon das Training für die nächste Saison. Wenn ihr also noch keine Pläne habt oder sowieso in der Nähe seid, stöbert gerne auf der Homepage, was davon am besten zu euch passt. 

  • 01.02.2024

    Ethik und Verantwortung

    Heute geht es mal um ein ernstes Thema ohne schöne Bilder von glücklichen Hunden im Schnee und Sonnenschein, Nordlichter oder was Lappland sonst so besonders macht. 

    Denn leider hat Lappland – oder genauer gesagt die Schlittenhundeszene – auch Schattenseiten. Vielen Touristen, die schon immer mal eine Schlittenhundetour machen wollten und erst recht denjenigen, die es erst seit Kurzem, seit es „in“ ist, auf ihrer Bucket-List haben, ist gar nicht bewusst, wie viel Leid zum Teil mit diesem Business verbunden ist. Deshalb soll heute Mal ein kleines bisschen Aufklärung erfolgen, um ein Bewusstsein zu schaffen und so vielleicht dem ein oder anderen Schlittenhund ein besseres Leben zu ermöglichen. 

    Wie ich ausgerechnet jetzt darauf komme? Zwei Anlässe sind aktuell sehr präsent. Zum Einen hat die für die Kontrollen der Schlittenhundekennel zuständige Behörde Länsstyrelsen in den vergangenen Monaten mehrfach mehrere Dutzend Hunde wegen Verstoßes gegen die Tierschutzbestimmungen beschlagnahmt. Nicht zum ersten Mal, aber aktuell häuft es sich wieder und betrifft weit über 100 Hunde. Wohin die alle vermittelt werden sollen? Ich weiß es nicht. Zum anderen wird unser Rafiki gerade wegen eines Kreuzbandrisses operiert, bei der die klare Aussage des Tierarztes war, dass die meisten Eigentümer den Hund eher einschläfern lassen, als eine teure OP mit ungewissem Ausgang zu bezahlen. 

    Nun aber der Reihe nach. Schweden hat, im Gegensatz zu Finnland und Norwegen, ein sehr strenges Tierschutzgesetz.

    Zunächst ist die Kettenhaltung in Schweden verboten. Das kann man nun gut finden oder auch nicht. Wir selbst haben in Norwegen ein perfektes Beispiel von Kettenhaltung kennengelernt, die meines Erachtens der Zwingerhaltung weder im Hinblick auf Bewegung noch soziale Kontakte in irgendetwas nachsteht und durchaus auch Vorteile aufweist. Allerdings haben wir auch das Gegenteil kennengelernt, zu kurze Ketten (die vor einer angekündigten Kontrolle mal schnell verlängert wurden, was nur ging, weil zwei Drittel der Hunde auf Tour waren) und keinerlei Freilauf. Und da leider die konkrete Ausgestaltung oft nicht ausreichend kontrolliert wird (werden kann?) und viele Kennel im Bereich des Massentourismus nur auf den Profit schauen, erscheint ein Verbot der Kettenhaltung durchaus positiv. 

    Hinsichtlich Zwingerhaltung sind die Vorschriften in Schweden sehr umfangreich. Die Zwinger müssen relativ groß sein, es muss isolierte Hundehütten mit Stroh, Spänen oder einer ähnlichen Unterlage bzw. ein Hundehaus geben, die Hunde müssen im Sommer permanent Zugang zu Frischwasser haben, sie müssen täglich Freilauf bekommen usw. Auch wenn man sich über manche Details streiten kann, so sind die Ansätze im Sinne des Tierwohls definitiv zu begrüßen. Des Weiteren gibt es in Schweden die Pflicht, jeden Hund beim Jordbruksverket zu registrieren und außerdem eine Genehmigung für den Kennel zu beantragen, wenn man mehr als zehn erwachsene Hunde hat oder gewerblich mit Hunden (da reicht schon einer) tätig ist. Aber hier kommen wir auch schon zu einem grundlegenden Problem. Ich kenne nur sehr wenige Musher neben uns, die alle ihre Hunde registriert haben, so dass vermutlich gar nicht bekannt ist, wie viele Schlittenhunde es überhaupt gibt. Noch schlimmer ist aber, dass sehr viele – leider auch viele eingewanderte Musher – ihre Kennel nicht registrieren, weshalb es für Länsstyrelsen natürlich schwierig ist, diese zu kontrollieren, wenn nicht einmal bekannt ist, dass es sie gibt. Nun könnte man einwenden, wenn sich niemand beschwert, gibt es wahrscheinlich auch nichts zu bemängeln. Aber macht man es sich damit nicht vielleicht etwas leicht? Weiß denn jeder Nachbar wie genau die Vorschriften aussehen? Und warum soll sich nicht jeder an die Vorschriften halten müssen?

    Ein ähnliches Problem besteht mit den großen Kenneln, die selbst gar nicht so viele Hunde haben und nur für die Saison Musher mit eigenen Hunden bei sich aufnehmen, oft natürlich mit zu wenig Platz für alle Hunde und sich der Verantwortung entziehend, auch im Sommer für die Tiere sorgen zu müssen, die im Winter das Geld verdienen. 

    Noch schlimmer wird es, wenn man weiß, dass es Kennel in Skandinavien gibt, die gezielt auf den Winter hin Puppies „produzieren“, damit die Gäste was zum Kuscheln und für tolle Instagram-Fotos haben. Nicht nur, dass man Puppies eigentlich lieber im Frühjahr/Sommer haben sollte, das Schlimmste ist, dass diese „Foto-Puppies“ teilweise nicht mal weiter aufgezogen werden. Es gibt Fälle da werden sie nach der Saison einfach entsorgt. 

    Dieses Schicksal ereilt aber nicht nur Puppies, sondern vor allem auch alte und kranke Hunde oder solche, die vielleicht nicht so hart arbeiten oder aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr gewollt sind. Leider ist es in allen drei Ländern gesetzlich erlaubt, Hunde die man nicht mehr will ohne medizinische Indikation einzuschläfern oder zu erschießen, solange der Hund bei der Tötung nicht gequält wird. Könnt ihr euch das vorstellen? Solange der Hund süß ist, um Fotos zu machen oder den Schlitten zieht, auf dem zahlende Touristen sitzen/stehen, dürfen sie leben, wenn sie aber nur noch Geld kosten, entledigt man sich ihnen! In was für einer Welt leben wir denn bitte? Geht das Geschäft wirklich über alles?

    Natürlich haben auch wir schon oft gehört, dass Schlittenhundetouren ja so teuer seien. Ja, sie sind nicht billig. Und auch ich komme aus einem Umfeld, wo sich viele einen solchen Urlaub vielleicht nie leisten können. Das ist schade, für die, die es wirklich ernsthaft interessiert. Nichtsdestotrotz muss man sich einmal bewusst machen, wie viele Wochen im Jahr ein Schlittenhund Geld verdient und wie viele Monate im Jahr er mehr oder weniger nur Geld kostet, sei es Futter, Wasser, die Ausrüstung des Kennels, Tierarzt, Strom, usw. Nicht zu vergessen die ein bis eineinhalb Jahre bis das süße Puppy anfängt zu arbeiten und die Jahre als Rentner, was durchaus fünf Jahre sein können. Ganz grob gesagt, verdient ein Hund vielleicht in zwei Drittel seines Lebens jeweils ein Viertel des Jahres Geld, den Rest der Zeit kostet er. Aber rechtfertigt uns das, ihn zum Objekt eines „Billigurlaubs“ zu machen? Ganz sicher nicht! Unsere Hunde sind unsere Familie und ihnen soll es an nichts fehlen. Wir möchten unsere Gäste an diesem Leben mit unseren Hunden teilhaben lassen. Ja, das kostet. Und wir verstehen jeden, der es sich nicht leisten kann. Es ist auch völlig ok für uns, wenn jemand „zur Konkurrenz“ geht, denn wir haben diesen Konkurrenzgedanken nicht. Aber wir möchten einfach alle, die eine Schlittenhundetour machen möchten – egal, ob ein paar Stunden oder mehrere Tage – bitten: schaut euch an, wo ihr bucht, hinterfragt es, alles! Rechnet nach: zehn „Vorzeige-Oldies“ können nicht stimmen, wenn man 300 laufende Hunde hat, außer es gibt ein plausibles und praktikables Re-Homing-Programm. Auch wenn ihr über Reiseveranstalter bucht – was total legitim ist – pocht auf mehr Informationen. Denn leider machen sich auch nicht alle Reiseveranstalter genug Gedanken. 

    Und nun kommen wir zu Rafiki. Der kleine Wirbelwind war eigentlich eingeplant, beim Metsjövidda Fjällrace zu laufen. Leider hat er sich an Weihnachten verletzt. Glücklicherweise nicht auf Tour mit Gästen, so muss sich weder ein Gast etwas vorwerfen, noch wir uns die Frage stellen, ob man wirklich Gäste Hunde fahren lassen darf. Nein, es ist banal, er ist einfach – wie jeden Tag bestimmt 100x – von der Hütte runtergesprungen. Und wahrscheinlich ungünstig gelandet. Zuerst dachten wir, das gibt sich nach ein paar Tagen wieder, denn bis auf ein leichtes Humpeln am ersten Tag, ist er sofort wieder wie ein Verrückter rumgerannt und gesprungen und hat bei Untersuchungen durch uns keinerlei Schmerz gezeigt. Allerdings konnte man im Stand sehen, dass er den Fuß nicht richtig aufsetzt. Als es nach einer Woche nicht besser wurde, waren wir beim Tierarzt und unter Narkose konnte man den Test machen: das Kreuzband ist durch und muss operiert werden. Diese Operation führen nicht so viele Tierärzte durch, aber es gibt einen Spezialisten, der auch „nur“ 200km one way von uns entfernt ist. Naja, wir sind in Lappland, da ist das noch nicht weit. Wir waren dann in der zweiten Januarwoche zur Voruntersuchung. Dabei erklärte mir der Tierarzt, wie die Operation verläuft und dass es für arbeitende (Schlitten-)Hunde keine Garantie gäbe, dass sie wieder arbeiten können. Viele Hundebesitzer (insbesondere bei Jagdhunden) ließen ihre Hunde daher lieber einschläfern als knapp 50.000 SEK für eine Operation mit ungewisser Prognose auszugeben. Das sei halt so in Schweden. Hallo? Da sind wir doch wieder beim Thema. Rafiki ist drei Jahre alt, ein absoluter „Happy-Dog“ und den soll man einschläfern, weil er jetzt Geld kostet und vielleicht keins mehr verdient? Ja, natürlich reißen diese Kosten, die noch nicht einmal die Rehabilitation einschließen, ein großes Loch in unser Budget. Aber man weiß, dass ein Hund nach so einer Operation normal laufen und rennen kann und keine Schmerzen hat. Da muss es doch wohl vollkommen egal sein, ob er später wieder einen Schlitten zieht oder nicht. Für uns stand keine Sekunde in Zweifel, dass Rafiki die Operation bekommt und natürlich hoffen wir, dass er sich gut erholt, denn er wird jetzt schon verrückt, wenn die anderen auf Tour gehen und er nicht mit kann. Und falls nicht? Dann wird er eben Kuschelhund! Mal abgesehen davon, dass er ja auch ein perfektes Fotomodell ist 😉 An dieser Stelle möchten wir auch die Gelegenheit nutzen, uns bei einigen unserer lieben Gäste zu bedanken, die uns mit einem Beitrag zu Rafikis OP unterstützen, DANKESCHÖN 🙏 

    Und zum Abschluss: jeder Musher trägt die Verantwortung für seine Hunde, aber wenn auch die Touristen kritischer hinterfragen, wie die Hunde leben, wird es irgendwann vielleicht nicht mehr möglich sein, Massentourismus auf Kosten der Hunde anzubieten. Ich wünsche es mir und ich weiß, dass wir Musher-Kollegen haben, die es genauso sehen und Gäste, die uns unterstützen. Aber noch sind wir nicht am Ziel. Deshalb: schaut nicht weg! Fragt nach! Handelt!